Saint-Médard in Houry gleicht eher einer Kapelle als einer Kirche – vor allem, wenn man sie mit der benachbarten Kirche gleichen Namens in Prisces vergleicht, die einen der gewaltigsten Bergfriede der Wehrkirchen der Thiérache aufweist, und die man von der kleinen Kirche in Houry aus sehen kann (siehe letztes Photo der Diashow).

Auch an diesem kleinen, alten Dorf, das im 12. Jahrhundert in den Urkunden der Abteien von Saint-Michel und Thenailles erwähnt wurde, ging die Geschichte nicht spurlos vorbei. Hier waren es aber nicht die Spanier, die um 1650 über das Dorf herfielen, sondern die Frondeure des Prinzen de Condé. Houry mußte seine Kirche einmal mehr wiederaufbauen.

Entstanden ist die erstaunliche, aber schlichte Kirche, die wir heute noch bewundern könne, deren Fassade hauptsächlich aus Ziegelsteinen besteht und die von einem mächtigen Turm mit einem Sockel aus Kalkstein und einem oberen Teil aus Ziegelsteinen flankiert wird. Wurde dieser schöne Turm, der neben dem bescheidenen Eingang Wache hält, vor oder nach der Zerstörung errichtet? Leider gibt es hierfür keine Anhaltspunkte.

Innen ist die Kirche noch schlichter als außen; allerdings sind ihre Kirchenbänke aus dem 16. Jahrhundert insofern besonders, als daß die zu den ältesten in den Kirchen der Thiérache gehören.

Man kann auch einen Blick in den Turm werfen, die Tür ist nicht verschlossen. Aber seien Sie gewarnt: der intensive Gestank nach Ammoniak wird sie schlicht umhauen, denn im Obergeschoß des Turms hausen die Dorftauben in großer Zahl, und hinterlassen entsprechend viel Taubendreck.

Saint-Médard ist von ihrem Aussehen den Rundturmkirchen East Anglias, über die ich meine erste Webseite gestaltet habe, am ähnlichsten. Und natürlich ist diese kleine, charmante Kirche deshalb meine Lieblingskirche unter den vielen Wehrkirchen der Thiérache.