Esquéhéries Église Saint-Martin
Église Saint-Martin
Esquéhéries
Wo Sie die Kirche finden
Kircheninformationen
Église Saint-Martin befindet sich in Esquéhéries, einem Dorf mit 867 Einwohnern etwa 15 km nord-östlich der Stadt Guise im Département Aisne in der Region Hauts-de-France.
Mit dem Bau wurde 1570 begonnen.
Die Kirche ist verschlossen
Die Kirche wurde 1934 als "Monument historique" gelistet
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Église Saint-Martin besuchen
Unser Besuch der Kirche Saint-Martin in Esquéhéries sollte sich als wohl der bemerkenswerteste unserer Kirchentour im Oktober 2022 herausstellen, was wir natürlich so nicht geahnt hatten. Aber der Reihe nach.
Saint-Martin kommt aus Sicht vieler Fachleute ästhetisch dem Idealtypus einer Wehrkirche der Thiérache am nächsten, was die nachfolgend aufgeführten Gründe hat.
Sie ist – bis auf das Fundament – vollständig aus rotem Backstein errichtet; der typische Baustil für die Kirchen der Thiérache. Dies erklärt auch ihren Beinamen des „Roten Forts“, den sie mit der gleichnamigen Kirche in Wimy teilt.
Sie wurde in der Mitte des Dorfes auf einer leichten Anhöhe gebaut, um eventuelle Gefahren schon von weitem erkennen zu können. Durch die erhöhte Lage wirkt sie übrigens für Besucher größer, als sie tatsächlich ist.
Und schließlich ist sie komplett ausgewogen geplant worden, was auf der Symmetrie von Türmen und Fensteröffnungen und sogar der Abmessungen beruht: das Schiff ist ein perfektes Rechteck von 33 m x 11m; an jeder der vier Ecken befindet sich ein Turm, wobei die Türme der Ostseite wie auch der Westseite jeweils gleich hoch sind; und schließlich verteilen sich die jeweils sechs Fensteröffnungen gleichmäßig an Süd- und Nordwand des Schiffes. Einzige Abweichung von der perfekten Symmetrie ist die kleine südliche Seitentür mit ihren vier Stufen.
Errichtet wurde die Kirche, wie wir sie heute als Wehrkirche sehen, zwischen 1570 und 1696. Dies auf dem aus Sandstein errichteten Fundament (was wiederrum die einzige Abweichung vom roten Backstein darstellt), das wohl noch von der ersten Kirche am Ort aus dem 12. bis 14. Jahrhundert stammt.
Sie wurde im Laufe der Zeit immer wieder leicht verändert, restauriert und sogar kurzzeitig einer anderen Nutzung zugeführt: Während der Französischen Revolution war hier eine Pulverfabrik untergebracht.
Im 19. Jahrhundert wurden dann die Fensteröffnungen vergrößert, und in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts die Schäden beseitigt, die ihr im 1. Weltkrieg zugefügt wurden, wobei die ursprüngliche Decke durch ein Kreuzrippengewölbe aus Ziegelsteinen ersetzt wurde.
Aktuell konnten wir das Ergebnis der letzten Restaurierungsarbeiten bewundern, die 2018 begonnen und erst kürzlich abgeschlossen wurden: Um den insgesamt schlechten Zustand der Kirche zu beheben, wurden das Außenmauerwerk komplett restauriert, die Dichtigkeit an den Wänden rund um die Glasfenster wiederhergestellt, die Türme gesichert, der Dachstuhl des Chors der Kirche verstärkt und schließlich die Bedachung jedes dieser Elemente erneuert.
Wie Sie auf den Photos der Diashow erkennen können, macht Saint-Martin jetzt wieder einen sehr gepflegten Eindruck; dies ist umso mehr auffällig, wenn Sie beispielsweise die Photos auf der Wikipedia-Seite oder im Buch von Grandpierre/Lecomte mit den aktuellen vergleichen.
Auch, wenn es sich um eine der bedeutendsten der Wehrkirchen der gesamten Thiérache handelt, ist sie leider normalerweise verschlossen. Somit ist es auch nicht möglich, die wesentlichen Elemente der Befestigung von innen zu betrachten.
Es sei denn, man hat das Glück, das man als Kirchenphotograph manchmal benötigt: als wir an der Kirche ankamen, und uns erst einmal umschauten, wurden wir sogleich von einer äußerst freundlichen Dame angesprochen – zu unserer großen Überraschung sogar auf Deutsch. Ob wir wegen der Kirche hier seien, was wir bejahten. Sie sei leider verschlossen, aber sie werde versuchen, den Schlüssel zu organisieren. Was sie dann mit großem Enthusiasmus versuchte, und ihr schließlich auch erfolgreich gelang. Nachdem ihr Mann den Schlüssel geholt hatte, konnten wir somit auch das Innere der Kirche besichtigen.
Ein wenig enttäuschend ist das Interieur des Schiffes, das in Relation zum spektakulären Äußeren eher nüchtern ist. In dieser Hinsicht handelt es sich um eine „normale“ französische Dorfkirche. Allerdings ist der Südwestturm vom Schiff aus zu betreten. Hier erschließt sich einmal, wie dick die Wände gebaut wurden – schließlich handelt es sich ja um eine Wehrkirche.
Der Höhepunkt des Besuchs war aber schließlich die Möglichkeit, durch das Treppenhaus im Südostturm in die über dem Chor liegenden eigentlichen Befestigungen zu gelangen. Hier befindet sich der Fluchtraum, in dem früher die ganze Gemeinde Zuflucht finden konnte. Dieser Bereich ist noch nicht renoviert, somit erscheint alles noch sehr spartanisch. Aber wahrscheinlich ist dies der Zustand, der dem „Original“ aus den Jahren des Baus wesentlich näher kommt als z.B. die komplett sanierte Kirche in Plomion.
Jetzt wissen Sie auch, wieso dies wohl der bemerkenswerteste Besuch auf unserer Kirchentour war. Sollten Sie in der Gegend sein, schauen Sie sich diese Kirche aber auf jeden Fall trotzdem an. Auf der Grasfläche vor der Kirche wurden Bänke errichtet, die sich bei schönem Wetter für ein Picknick anbieten – mit dem Ausblick auf eine der wahrlich spektakulären Wehrkirchen der Thiérache.